Wollen Gründer die Abhängigkeiten von Geldgebern so gering wie möglich halten, gilt es, so wenig Kosten zu verursachen wie möglich. Preiswerte Büroräume und eine bescheidene Grundausstattung beim Mobiliar tun der Kreativität keinen Abbruch, aber sie vermindern das Gründungsrisiko. Auch die Gehälter der Gründer müssen sich an dem zunächst sicher noch nicht üppigen Jahresergebnis ihres Unternehmens richten. Ihre Zielsetzung ist ja auch nicht, wie bei Angestellten, die Maximierung ihres Einkommens, sondern des Vermögens. Auch Mitarbeiter können am Anfang nicht über hohe Gehälter sondern eher über die spannende Unternehmensstory angezogen werden, also durch die Möglichkeit mitzuhelfen, durch eine großartige Idee die Welt verändern zu können. Lesen Sie dazu mehr in meinem 7. Tipp.
7. Tipp: Kosten minimieren
Will man Abhängigkeiten von Geldgebern vermeiden und sich nach der Decke strecken, gilt es, so wenig Kosten zu verursachen wie möglich.
Einen repräsentativen Auftritt sollte sich ein Gründungsunternehmen höchstens leisten, wenn das Unternehmen bereits viel Geld verdient, aber nicht von geliehenem Geld. Vielmehr sollten möglichst alle Mittel für den Aufbau des Geschäftes eingesetzt werden.
Es ist selbstverständlich, dass sich die Gründer nur ein geringes Gehalt zahlen. Schließlich sollte ihre Zielsetzung die Maximierung ihres Vermögens und nicht die des Einkommens sein, sonst sollten sie lieber einen Angestelltenstatus anstreben.
Auch der Wunsch, mit dem Unternehmen in eine schicke Altbauvilla zu ziehen, sollte erst einmal zurückgestellt werden. Vielmehr gibt es kostengünstigere Mietobjekte: Um Universitäten und Technologiezentren gibt es Starterzentren und Science Parks, in die Start-ups zu günstigen (subventionierten) Mieten einziehen können. Auf dem Papier ist das zwar nur für eine begrenzte Zeit (z. B. 3 – 5 Jahre) möglich, aber wenn keine neuen Interessenten drängen, kann man das Mietverhältnis auch ausdehnen.
Der Vorteil von solchen Zentren besteht zudem darin, dass die Gründer Kontakt zu den anderen Unternehmen bekommen und sich über gemeinsame Probleme austauschen und voneinander lernen können.
Lieber würden sich Gründer zwar in ein abgeschiedenes Gebäude zurückziehen, um dort ihre Eigenständigkeit besser betonen und ihr unternehmerisches Ego besser pflegen zu können, aber diese Marotten sollten erst einmal zurückgestellt werden.
Überhaupt ist zu raten, soweit es geht öffentlich zugängliche Einrichtungen zu nutzen, anstatt sie selbst aufzubauen. So können bei einer Ausgründung aus der Uni teure Laborplätze samt Apparaturen der Uni weiter genutzt werden. Selbst wenn eine Nutzungsgebühr gezahlt werden muss, ist dieses günstiger als die eigene Investition. Auch dieses Argument spricht für den Standort des Unternehmens in der Nähe zur Uni. Auch kann die Mensa als preisgünstiger Mittagstisch genutzt werden.
Die Ausstattung der Büros sollte auch günstig sein. Die Anschaffung von USM-Möbeln, so schön sie auch aussehen, ist bis nach der Feier der ersten Million Euro (Netto-)Gewinn aufzuschieben. Von dem Unternehmen Amazon wird berichtet, dass für die Schreibtische in den Büros Spanplatten verwendet werden, aus denen normalerweise Türen hergestellt werden. Und das Unternehmen ist trotzdem erfolgreich!
Die Gehälter der Gründer sind natürlich bescheiden. Sie sind ja Unternehmer und ihre Jahresbezüge müssen sich nach dem Jahresergebnis ihres Unternehmens richten. Ihre Zielsetzung ist ja auch nicht wie bei Angestellten die Maximierung ihres Einkommens, sondern des Vermögens. Auch für die einzustellenden Mitarbeiter können am Anfang keine hohen Gehälter gezahlt werden. Sie müssen mehr über die spannende Unternehmensstory angezogen werden, also durch die Möglichkeit mitzuhelfen, durch eine großartige Idee die Welt verändern zu können. Dieses glaubhaft zu vermitteln ist gleichzeitig eine Herausforderung an das Charisma der Unternehmensführung. Alexander der Große schaffte es jedenfalls, sein Heer mit der Aussicht auf ewigen Ruhm zu motivieren. Steve Jobs hat einen Top-Manager von einem Cola-Weltunternehmen mit dem Satz abgeworben: „Willst Du weiter Zuckerwasser verkaufen oder mit Apple die Welt verändern?“
Auch Reisekosten sind gestaltbar. Zwar sind Reisen, insbesondere zu Kunden, unabdingbar, aber ein Auto der unteren Mittelklasse ist als Dienstwagen angemessen. Bei Bahnfahrten genügt die zweite Klasse mit Bahncard und Hotelzimmer können im Internet günstig gebucht werden. Bei einer meiner Gründungen haben die geschäftsführenden Gesellschafter aus Kostengründen im Doppelzimmer übernachtet.
Diese Ratschläge zu Sparsamkeit und Bescheidenheit sollen nicht die Lust an der Unternehmensgründung verleiden. Kosten sparen ist aber ein wichtiger Weg, um Abhängigkeiten von Geldgebern zu mindern. Dieses gilt nicht nur für das Verhalten der Gründer, sondern über deren Vorbildfunktion überträgt es sich auch auf das Verhalten der hinzukommenden Mitarbeiter. Umgekehrt werden Mitarbeiter Sparappelle kaum akzeptieren, wenn sie sehen, dass der Chef und Gründer als Dienstwagen einen Porsche fährt, Bahnfahrten 1. Klasse benutzt und in Nobelhotels übernachtet. Gute Unternehmer sind dagegen bescheiden, kostenbewusst und setzen das Geld zum Wohle des Unternehmens ein.
Nicht ohne Grund sind viele Gründer jung. Sie sind es dann von ihrer Uni-Zeit her gewohnt, mit einem kleinen Budget zu leben. Sind dagegen die Gründer bereits etabliert in ihrem Angestelltenstatus und besitzen Familie, ein dickes Auto, ein abzubezahlendes Haus und einen durchaus gehobenen Lebensstil, dann fällt es ihnen schwer, einen Gang zurückzuschalten und auf Studentenniveau zurückzufallen.
Ich habe einmal erlebt, wie bei einer Gründung von bereits etablierten Managern die einzelnen Mitarbeiterrollen mit den Ansprüchen auf die Größe der Firmenautos kombiniert wurden. Hier stand etabliertes Anspruchs- und Statusdenken vor Gründergeist und Unternehmertum. Natürlich geriet das Unternehmen in eine Kostenfalle.
Überhaupt, das leidige Thema Dienstwagen. Für viele Mitarbeiter ist es ein Prestigeargument, einen repräsentativen „Dienstwagen“ zu fahren. Sie können damit gegenüber ihrem familiären Umfeld und ihrem Freundeskreis ihren Firmenstatus besser dokumentieren als durch eine Beschreibung ihrer Aufgabe, die gerade in Technologieunternehmen Branchenfremden nur schwer zu vermitteln ist. Aufgrund der Steuerregeln besteht kaum noch ein finanzieller Vorteil gegenüber einem Privatauto, das bei Dienstfahrten mit den zulässigen Sätzen abgerechnet wird. Wenn es irgendwie geht, sollte das Start-up-Unternehmen auf Dienstwagenregelungen verzichten – es erspart sich damit einen hohen Verwaltungsaufwand für das Flottenmanagement.
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3. Tipp: Nobody is perfect but a team can be perfect
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